Meerforelle: Watangeln mit Jörg Strehlow

Wenn Du auch mit dem Gedanken spielst, die Meeresangelei auszutesten, hat Hubertus die besten Tipps für Dich gesammelt und sich dazu den Top-Profi Jörg Strehlow an die Seite geholt. In Fehmarn zeigen sie Dir, wie Du beliebte Einsteiger-Fehler umschiffen kannst und erfolgreich in der kühlen Jahreszeit watangeln kannst.

Wer einmal auf Meerforelle geangelt hat, den packt schnell die Leidenschaft – wetten? So ging es wenigstens Hubertus, der vor knapp einem Jahr zum ersten Mal mit der Fliegenrute ans Meer loszog und seine erste „MeFo“ an der Leine hatte. Es ist schon etwas Besonderes!

Windstärke 7 bis 8, Wellengang und Wathosen

Die Bedingungen beim Dreh des Videos zum Meeresangeln waren nicht so ganz optimal, denn es herrschte eine ziemlich „sssssteife Brise“ – wie die Nordlichter sagen. Bei Windstärke 7 bis 8 türmten sich die Wellen an der Ostseite der Insel mächtig hoch. Doch hier zeigt sich der besondere Vorteil der Insellage. Jörg und Hubertus konnten einfach zur gegenüberliegenden Seite fahren, wo sie den Wind im Rücken hatten.

Die richtige Angelbekleidung zum Angeln am Meer

Wenn Du am Meer fischen gehen willst, solltest Du Dir vorab über die richtige Bekleidung Gedanken machen. Diese muss Wind und Nässe abhalten sowie wärmen. Vor allem die Füße werden schnell kalt, was Kameramann Eugen auch im Laufe des Drehs feststellen konnte. Jörg’s Tipp: unbedingt eincremen – mit was verraten wir am Schluss 

Fürs Watangeln brauchst Du:

  • eine gute Wathose, Neopren oder Goretex – die Schuhgröße dabei eine Nr. größer wählen. Achte auf eine rutschfeste Sohle, z.B. aus Filz oder mit Spikes
  • wärmende Funktionsunterwäsche – z.B. mit Merinowolle, die wärmeregulierend wirkt
  • warme Funktionssocken und drüber Wollsocken
  • Oberbekleidung (z.B. Thermohose, Fleecejacke/-pulli oder Hoodie)
  • Watjacke
  • Gürtel – hier kannst Du dann auch den Watkescher unterbringen
  • ggfs. Anglerweste mit vielen Taschen zum Verstauen
  • ggfs. Schal, Buff o.ä.
  • warme Kopfbedeckung
  • Handschuhe ohne Finger (Hubertus‘ persönlicher Tipp: Neopren fingerless Gloves von Patagonia)
  • Polbrille

Kurz: Zwiebellook ist angesagt, wobei Du unbedingt darauf achten solltest, dass zwischen den Lagen ein dünnes Luftpolster erhalten bleibt. Das Gesicht gut mit einer fetthaltigen Creme eincremen und die Füße mit Leberwurst. Nein – Spaß! Jörg schwört auf Efasit Fußbalsam. Die Liste haben wir dir hier auch zum Download hinterlegt:

Angelausrüstung für Meerforellen

Die Rute: Länge zwischen 3 und 3,30 m mit einem Wurfgewicht von 20 – 50 g

Diese Rutenlänge und das Wurfgewicht eignen sich bestens für weitere Würfe. Für leichtere Köder reicht ein WG von 10 – 30 g. Meerforellen haben oft einen Rutenring mehr, was die Aktion insgesamt etwas weicher macht. Durch ihr weiches Maul schlitzen MeFos bei zu harter Aktion leicht aus.

TIPP: Eine gute Forellenrute in dieser Länge ist ein guter Einstieg, wenn Du nicht direkt eine spezifische MeFo-Ausrüstung kaufen willst. Eine leichte Karpfenrute mit 1,4 lbs. ist ebenfalls geeignet.

Die Rolle: Sie sollte am besten salzwasserbeständig sein und eine 4000er Größe mit konischer haben. Wichtig: Sie sollte in jedem Fall eine Frontbremse haben. Diese sind feiner einstellbar und lassen die Schnur ruckfreier ablaufen. Hecht- oder Zanderrollen sind hier in der Regel gut einsetzbar. Die Größe bietet ausreichend Abwurffläche.

Die Schnur: Besonders, wenn das Wasser klarer ist, empfiehlt sich eine unauffälligere Farbe – etwa grün. Grell-leuchtende Schnüre sind für Augenjäger wie die Meerforelle nicht so günstig. Im Freiwasser, wo weniger Hänger zu befürchten sind und es nicht so viel Abrieb gibt, ist eine 0,10er Schnur absolut in Ordnung (die Tragkraft entspricht also etwa 5 – 8 kg). Auch eine 0,12er Schnur ist ok.

Das Vorfach: Hier bist du gut mit einem etwas längeren (ca. 1,5 m) Fluorocarbon-Vorfach – 0,30er bis 0,35er Stärke – bedient, denn MeFos sind recht kampfstark.

Der Wirbel: Eine Empfehlung von Jörg ist ein Rosco-Wirbel in Mattschwarz statt der üblichen chromglänzenden Meereswirbel. Auch wenn es nur ein kleines Detail ist – je unauffälliger, desto besser. Damit wird der Drall verhindert.

Nicht vergessen solltest du eine Schere oder Multizange und ein Feuerzeug in der Ausrüstung sowie natürlich ein Maßband!

Die besten Köder für Meerforellen

Jörgs Top-3 Köder haben sich bewährt und sind eine gute Empfehlung:

Hansen Flash 16 g oder etwas größer in 26 g aus Dänemark – an den vorhandenen Sprengring bringt Jörg noch einen zweiten an – so hast du weniger Aussteiger. Und dazu tauscht er den vergleichsweise stumpfen Originaldrilling gegen einen sehr hochwertigen, scharfen aus. Ein super Sandaal-Imitat

Snaps Target 25 g – der lässt sich gut werfen und kommt auf leichten Zug schon gut wieder hoch

Falk-Fish Loke – kleine Köder, die sehr gut im flachen Wasser im Nahbereich funktionieren

Und noch als Extra:

Gladsax Fiske – ein langsamer Köder, der sich gut im kalten Wasser führen lässt

Stellenwahl

„Meerforellen fangen wird dann erfolgreich, wenn man weiß, wo die Biester sich verstecken“, meint Jörg schmunzelnd zum Thema Stellenwahl. Ein gutes Netzwerk ist daher hilfreich: Also andere Angler (Angelläden, Guides…)  fragen, wo sie Erfolg hatten.

Der legendäre „Leopardengrund“ – also ein gemischter Untergrund aus Steinen, Sand, Muscheln und Krautbänken – ist nach wie vor eine erfolgversprechende Voraussetzung. Hier finden die Fische ein reiches Nahrungsangebot: Sandaale, Garnelen, Grundeln etc.

Von oben betrachtet sieht der Untergrund aus wie ein Leopardenfell, daher der Name. Man kann über Satelliten-Aufnahmen in Google schauen, wo es solche Stellen gibt. Auch von einer erhöhten Position am Ufer kann man sie erkennen. Also Polbrille nicht vergessen!

JÖRGS TIPP: Ausgeprägte Sandbänke sind durch ihr reiches Vorkommen von Sandaalen und Sandgarnelen eine ebenso günstige Angelstelle.

Wassertemperatur und Fressverhalten im Laichzyklus

Die ideale Temperatur des Wassers sollte nicht unter 4 ° C liegen. Bei 6 – 8 ° C geht es eigentlich erst so richtig los. Wenn die Meerforellen im Frühjahr nach dem Laichgeschäft* von den Flüssen ins Meer zurückkommen, haben sie ordentlich Appetit. Flache Buchten sind dann eine gute Wahl, da sich hier das Wasser schneller erwärmen kann – insbesondere bei dunklerem Bewuchs. Auch gut: die Förden (Flensburger Förde, Eckernförde, Kiel). Hier kann man dem Nahrungsangebot gemäß mit kleinen, leichten Ködern fischen. Das ist vor allem für Fliegenfischer bestens geeignet.

Wartest Du zu lange, so sind die Fische schon weiter draußen unterwegs und jagen den Heringen nach. An Stellen, es sich gut an tiefere Stellen auswerfen lässt (ca. 4 – 5 m Wassertiefe), kann man sie dann aber noch kriegen. Das ist zum Beispiel in der Nähe des Fehmarnsund der Fall. Ansonsten hängt die beste Wassertiefe von mehreren Faktoren ab: Temperatur, Strömung und vor allem dem Nahrungsangebot.

Galt früher die Zeit um März/April als ideal, so muss man heute natürlich die veränderten Klima-Bedingungen mit einbeziehen. Bei warmen Wintern kommen die Fische meist schon erheblich früher wieder ins Meer zurück.

Auch im Sommer lassen sich in den Morgen- und Abendstunden gut Meerforellen fangen. Diese fressen sich vor der Laichzeit* an den Küsten noch einmal richtig satt. Ideal ist die Zeit vor dem Sonnenaufgang, wo es beginnt, hell zu werden. Hier solltest Du Dein Glück an tieferen Stellen versuchen.

Zum Herbst und Winter hin werden wieder die flacheren Bereiche interessant, da die Meerforellen wieder in Richtung Flussmündungen** ziehen.

*Laichgeschäftige Meerforellen dürfen nicht entnommen werden. Du erkennst sie an ihrer auffälligen bunten Färbung.

** Im Mündungsbereich von Flüssen darf übrigens in den meisten Fällen nicht geangelt werden! Und selbst wenn kein ausdrückliches Verbotsschild das Angeln verbietet: In diesen Bereichen wollen meist die laichbereiten Meerforellen aufsteigen.

Windverhältnisse

Jörg bevorzugt zum Angeln auflandingen Wind, der ihm ins Gesicht weht. Das Wasser ist dann bewegter, die Nahrung wird vom Grund aufgewirbelt und insgesamt ist das Wasser trüber. Dann sind die Forellen unvorsichtiger und sehen außerdem den Angler nicht sofort. Zu trüb darf es jedoch auch nicht sein – die MeFo muss den Köder schließlich noch erkennen. Bläst es stärker, sollte man also besser bei ablandigem (Rücken-)Wind angeln.

Wie die Windbedingungen aktuell sind, checkt Jörg bevorzugt auf der Seite vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Hier sind viele hilfreiche Infos zu finden – auch zu Strömungsverhältnissen und Vorhersagen zum Wasserstand.

Die Technik - so überlistest du Meerforellen

Nun geht es um die Technik beim Angeln auf Meerforelle. Wir werden uns auf die richtige Einstellung der Bremse, die richtige Köderführung und weitere wichtige Aspekte konzentrieren, damit auch du erfolgreich auf Meerforellen angeln kannst.

Folgende Fragen wollen wir dir beantworten:

  • Wie watest du richtig?
  • Wie sollte die Bremse eingestellt sein?
  • Wie wirfst du aus, um auf Weite zu kommen?
  • Welche Köderführung hat Erfolg?
  • Wie gehst du am besten mit Nachläufern um?
  • Welche Taktik empfiehlt sich im Wasser?

Richtig waten – das solltest du beachten

Sicherheit sollte immer im Vordergrund stehen, denn Waten ist nicht ganz ungefährlich. Verwende also bei steinigen oder unbekannten Untergründen einen Watstock, um Hindernisse und Untiefen auszuweichen. Hier reicht ein geeigneter Stock aus dem Wald, den du dir zurechtschnitzt. Befestige ihn mit einer Kordelschlaufe am Watgürtel – so hast du ihn immer parat. Neben dem Abtasten des Bodens ist die Hauptfunktion des Stocks, dass du dich abstützen kannst, wenn du mal ins Straucheln kommst.

Wichtig! Behalte stets den Wasserstand im Auge, wenn du dich auf einer Sandbank befindest. Davor gibt es immer eine tiefere Rinne, durch die du waten musst.

Bremse optimal einstellen

Die Meerforelle hat ein weiches Maul. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, die Bremse gut einzustellen. Sie sollte weder zu hart, noch zu weich sein.

Trotzdem soll ein sicherer Anschlag auch über weite Distanzen gelingen. Stelle die Bremse so ein, dass du mit der Hand noch mühelos Schnur abziehen kannst.

Auswerfen und Anhieb setzen

Lass den Köder zum Auswerfen ca. auf 1/3 bis maximal halbe Rutenlänge baumeln. Als Rechtshänder fasst du das Rutenende mit links – mit der rechten Hand umfasst du die Rollenhalterung (Steg zwischen den kleinen Finger und den Mittelfinger nehmen). Dann führst du die Rute gerade nach hinten und ziehst mit beiden Händen kraftvoll durch. 

Sobald der Köder auf dem Wasser auftrifft, bremst du die Schnur mit dem Zeigefinger der rechten Hand ab – so streckt sie sich und bleibt gespannt. Das ist wichtig, um eine Perückenbildung zu verhindern. Anfänger versäumen es häufig, die Schnur mit dem Finger zu stoppen und kurbeln dann die lose Schnur auf. Das führt unweigerlich zu den gefürchteten Schnurknäueln – bei Wurfweiten von rund 100 oder mehr Metern heißt das: Hoher Schnurverlust. Den kannst du dir mit der richtigen Technik ersparen!

So führst du den Köder richtig

Lasse den Köder je nach Wassertiefe zwischen 2 und 4 Sekunden sinken. Erfahrungsgemäß halten sich Meerforellen im oberen Wasserdrittel auf. Die Rute bleibt dabei unten (im Winkel zwischen „8 und 10 Uhr“) – Rute und Schnur bilden quasi eine Linie. So kannst du ohne „lange Wege“ den Anhieb setzen.

Die Köderführung ist an Jörg’s „Faulenzer-Methode“ vom Zanderangeln angelehnt. Also nach 5 – 6 Kurbelumdrehungen einen Spinn-Stopp von 1 – 2 Sekunden. So gerät der Köder in eine Taumelbewegung. Beim „Hansen Flash“, den Jörg gerne fischt, kommt noch eine Drehbewegung dazu, die das Fluchtverhalten von Sandaalen täuschend echt imitiert. TIPP: Die Meerforelle kennt dieses Muster und erwartet, dass der Sandaal wieder aus dem Sand auftaucht. Das ist der Moment, in dem sie zuschlägt. Deshalb musst du – anders als beim Zanderangeln – besonders beim Ankurbeln mit Bissen rechnen!

Wenn viel Wind für Wellen und damit trübes Wasser sorgt, nutze am besten Schockfarben bei den Ködern. Im klaren Wasser sind natürliche Färbungen besser. TIPP: In der Dämmerung kommt es auf Kontrast und Schatten an. Rostfarbene oder sogar schwarze Köder sind hier Jörg’s eindeutige Empfehlung.

Nach einigen Würfen solltest du ein Stück weiter waten. An markanten Punkten lohnt es sich unter Umständen, dort etwas ausdauernder zu fischen. Im Frühjahr und Sommer versprechen übrigens besonders die frühen Morgen- oder Abendstunden Erfolg.

Herausforderung Nachläufer

Deine Polbrille hilft dir, Nachläufer zu erkennen. Weiter draußen spürst du sie eher durch einen „Anstupser“ in der Rute. Dann bewährt sich folgende Taktik:

  • Kurz stoppen
  • Den Köder etwas absinken lassen (1 – 2 Sekunden)
  • Flott wieder andrehen

Der Drill

Wenn du die MeFo am Haken hast ist Fingerspitzengefühl gefragt, damit der Fisch am Haken bleibt. (Meer-)Forellen springen nun mal von Natur aus. Die Gefahr, den Fisch dabei zu verlieren, ist entsprechend hoch. Jörg’s Tipp: „Genieße den atemberaubenden Anblick und behalte ihn in deinem Herzen“.

Und immer dran denken: Fische – vor allem die untermaßigen – schonend behandeln und den Haken im Wasser lösen.

Abschließend noch Jörg’s Gedanken zur Frage „Was ist besser – Einzelhaken oder Drilling?“: Natürlich sind Einzelhaken schonender und somit waidgerechter. Sie können bei kleinen Spoons, die vom Fisch oft tiefer geschluckt werden, leichter gelöst werden. Mehr Erfolg hat Jörg aber persönlich mit Drillingen, mit denen die Fische tendenziell weniger beim Drill aussteigen.

Fazit

Du hast in diesem Artikel gelernt, was du wissen musst, um erfolgreich auf Meerforelle zu angeln. Du weißt jetzt, welche Angelbekleidung am besten geeignet ist, welche Ausrüstung du benötigst und welche Köder am effektivsten sind. Du kennst die besten Stellen, an denen Meerforellen sich aufhalten und wie du die Technik des Angelns am Meer beherrschst. Außerdem weißt du, wie du den Köder richtig präsentieren musst und wie du den Drill mit einer Meerforelle meisterst. Nun bist du bereit, dein gelerntes Können umzusetzen und dein Glück zu versuchen :)

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