Die 7 Häufigsten Fehler beim Hechtangeln mit Uli Beyer

Hast Du Dich der Raubfisch-Angelei verschrieben? Dann ist Dir Uli Beyer garantiert ein Begriff. Als Profi-Angler, Buch- und Fachautor vieler europäischer Angelzeitschriften und Guide ist er schon lange eine feste Größe in der Szene. In der Fishing-King-University macht Uli Beyer inzwischen auch sein ganzes Wissen im umfassenden Videokurs zugänglich.

1. Stellenwahl

Bevor es um das Aufspüren der Hotspots geht hat Uli einen generellen Tipp für alle Raubfischfreunde: Flexibilität und Ausdauer.

Flexibel solltest Du nicht nur im Bezug auf die Angelstelle sein, sondern auch auf den Köder: „Genauso, wie wir Menschen nicht jeden Tag zur gleichen Zeit das gleiche essen, hat auch der Hecht wechselnde Vorlieben“. Experimentiere also ruhig mit verschiedenen Stellen und Ködern, als z.B. nur auf einen viel gepriesenen Köder zu setzen. Und beweise Ausdauer. Uli: „Hechte beißen oft in einem vergleichsweise kurzen Zeitfenster“. Das gilt es zu erwischen. Da kann es durchaus sein, dass man schon über Stunden erfolglos am Wasser war und plötzlich „knallt“ es regelrecht.

Zeit: Wann beißen die Hechte?

Eine „Top-Beisszeit-Regel“ kann es leider nicht geben, denn das Fressverhalten der Hechte hängt von verschiedenen Faktoren ab – insbesondere von:

  1. Wohlfühltemperatur
  2. Sauerstoffgehalt
  3. Lichtverhältnisse

Ganz grob kann man aber sagen, dass im Frühjahr und Sommer der morgens und abends gute Aussichten bestehen, solange das Licht noch nicht zu grell ist.In den lichtärmeren Jahreszeiten dagegen sind es eher die höheren Temperaturen im Tagesverlauf, die die Fresslust erhöhen.

Angeldauer: Nicht zu lange am selben Fleck

Selbst bei bekannten Hecht-Stellen empfiehlt Uli, nicht zu lange den gleichen Spot zu befischen. Eine halbe Stunde solltest Du nicht überschreiten und dann lieber einige Meter weiterziehen. Dort, wo du mit dem Gewässer noch nicht vertraut bist, reichen meist schon 10 Minuten. Fische das Gelände fächerartig ab. Wer fleißig Strecke macht, hat die größeren Erfolgschancen.

Köder: Öfter mal wechseln

Natürlich kann man auf sein Glück hoffen und beharrlich mit dem gleichen Köder fischen, wenn man gute Stellen hat. Ansonsten ist es immer besser, sowohl den Köder als auch die Präsentationstiefe zu wechseln, um die augenblicklichen Futtervorlieben herauszubekommen.

2. Geräte-Zusammenstellung

„Ich stelle immer wieder fest, dass vielen Anglern gar nicht klar ist, mit was für einem Gegner sie es zu tun haben“, resümiert Uli Beyer. So sei vielen nicht bewusst, was für ein extrem hartes Maul der Hecht habe. Wenn hier zu weiche Ruten eingesetzt werden, dann bleibt der Haken beim Anhieb einfach nicht ordentlich hängen. Erfolg hat man bestenfalls bei kleinen Hechten, die noch ein weicheres Maul haben.

TIPP: Nur mit härteren Ruten kannst Du beim Hecht erfolgreich anschlagen und Fehlbisse vermeiden.

Variable und gute Einsteiger-Gerätekombination:

RUTE: Uli empfiehlt Einsteigern für das Angeln vom Ufer aus eine 2,70 m lange Rute mit einem Wurfgewicht von 80 g. Werden sehr große Köder eingesetzt wäre sogar ein WG bis 100 g in Ordnung – das muss jedoch nicht sein.

ROLLE: Die Rolle sollte mindestens 100 m 0,30er geflochtene Schnur fassen – das ist in der Regel bei 3000/4000er Rollen der Fall.

SCHNUR: 8fach geflochtene Schnur, Tragkraft „echte“ 8 Kilo (8 – 10 kg) oder sogar 12 – 14 kg, wenn raue Untergründe befischt werden oder öfter Hänger zu erwarten sind.

Unterschätzt wird aber häufig auch die Schnellkraft der Räuber: Kurzfristig können sie nämlich förmlich „angeflogen“ kommen. Wenn jetzt nur eine feine Schnur im Einsatz ist, war die Begegnung mit dem Hecht eine kurze: Peng – Abriss! Und nicht nur fest muss die Schnur sein (Tragkraft zwischen 8 und 12 Kilo), sondern auch dehnungsarm. Denn auch hier gilt, dass die volle Anhieb-Energie in die Hakenspitze gehen können muss. Also am besten keine monofile Schnur verwenden, sondern eine geflochtene Schnur. 8fach geflochten ist aktuell der Stand der Technik und auch wenn die Anschaffung etwas teurer ist, so machen sich die besseren Eigenschaften bezahlt: Weniger Perückenbildung, hohe Stabilität und dadurch Langlebigkeit sowie weniger Geräuschentwicklung in den Rutenringen.

3. Das richtige Vorfach

Egal, wie gut die Eigenschaften für andere Zielfische sind: Monofile Fluorocarbon-Schnüre haben bei der Hechtangelei nichts zu suchen. Es ist schlicht nicht zahnfest. Das Argument, durch die geringere Sichtbarkeit mehr zu fangen, lässt Uli Beyer nicht gelten. „Ich nutze nur Stahl- oder Titanvorfächer und fange genug!“ meint er schmunzelnd. Letztlich behindere das Material auch die Schwimmbewegung der Köder, da es natürlich entsprechend dick gewählt wird.

4. Köderwahl

„Keine Angst vor großen Ködern“ lautet die Devise, die Hecht-Profi Uli Beyer Einsteigern ans Herz legt.

Als er selbst begann, sich auf den scharfzahnigen Räuber zu verlegen, setzte Uli wie viele andere zunächst auf kleine Spinner. Keine Frage – Bisse hatte er.

Doch während Barsche oder auch mal ein kleiner Hecht sich von den blinkenden Plättchen verführen ließen, hatten die kapitalen Burschen mit dem winzigen Köder nichts im Sinn.

Wenn Du es also auf den Räuber abgesehen hast, kannst Du Dir leicht ausrechnen, was für eine Ködergröße eher Erfolg verspricht: „Ein schöner Hecht für einen Anfänger hat sicher schon so um die 60 bis 70 Zentimeter und wiegt rund 1,5 bis 2 Kilo“, rechnet Uli vor, „Nimmt man nun 10 Prozent des Körpergewichts, so landet man ziemlich schnell bei einem ordentlich großen Köder“.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die man sich zunutze machen kann, wenn man sein Gewässer gut kennt. „Wir haben im Sommer bei Hitze hier im Möhnesee schon mal ein massiveres Sterben kleiner Maränen“, erläutert der Hechtexperte, „In diesem Fall ziehen auch kleinere Köder, weil sich die Hechte bei uns auf diese leichte Beute einstellen und große Köder dann links liegen lassen“.

Die Biologie des Hechts beachten

Getreu Hubertus‘ Motto „Wer den Fisch kennt, fängt“ macht es auch beim Hecht Sinn, sich ein wenig mit dessen Biologie zu befassen. Wenn Du die Fressvorlieben im Jahreslauf kennst, fällt es Dir erheblich leichter, den idealen Köder zu wählen.

Für Herbst gilt:

  • Die Hechte müssen sich noch einmal richtig satt essen, bevor es in die Winterruhe und die kommende Laichzeit geht.
  • Außerdem muss man bedenken, dass der Hecht zwar kurzfristig viel Tempo entwickelt – aber ansonsten sehr faul ist und ungern seine Beute verfolgt.
  • Je kälter es wird, umso tiefer stehen die Hechte.

Der passende Köder ist demnach entsprechend groß und sollte nicht zu flott geführt werden. Uli würde hier zu einem rund 20 cm langen Wurfköder wie Twisterschwanz oder Gummifisch greifen. Im Baggersee mit großer Tiefe musst Du auch dies berücksichtigen und einen entsprechend schweren Köder aussuchen.

ULIS TIPP: Wähle einen Köder zwischen 17 und 20 g. Nimm Dir verschieden schwere Jig-Köpfe mit. Stellst Du fest, dass die Absinkphase zwischen den Zügen sehr lang ist (länger als 2 – 4 Sekunden), kannst Du das Ködergewicht anpassen. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt, wenn die Absinkphase nur 1 – 2 Sekunden dauert.

Für das Frühjahr gilt:

Mit zunehmenden Temperaturen kommen die Hechte wieder aus der Tiefe und stehen flach in Ufernähe.

Swimbaits sind nun der ideale Köder, da sie sich im flachen Wasser gut führen lassen.

Die richtige Farbe: Natürlich oder grell

Das Thema Köderfarben ist fast schon eine Wissenschaft für sich und daher ist es nicht so leicht, eine generelle Empfehlung zu geben. Wie so oft spielen auch hier mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle – etwa der Lichteinfall und die Trübung. Trotzdem will Uli Beyer eine grobe Faustformel geben:

  • Morgens und abends dürfen die Farben greller sein
  • Mittags sind natürliche Färbungen erfahrungsgemäß erfolgreicher
  • Bei wenig Licht im Wasser können fluoreszierende Farben wirken
  • Bei viel Licht solltest Du auf Fluoreszenz beim Köder eher verzichten

TIPP Wenn Du Dich mit dem spannenden Thema Köder und Köderfarben intensiver befassen möchtest, dann hol‘ Dir den Hecht-Kurs der Fishing-King University. Als Dozent vermittelt Dir Uli Beyer im umfassenden Video-Kurs sein ganzes Wissen rund um den Unterwasser-Jäger. Einen Einblick in den Kurs geben Dir die kostenlosen Probevideos.

5. Nachläufer

Ärgerlich: Du siehst den Hecht hinter Deinem Köder und dann dreht er unerwartet ab – ein Nachläufer. „Wenn Du den Fisch siehst ist es häufig schon zu spät“, erklärt Uli, „deshalb: Polbrille aufsetzen. So erkennst Du frühzeitig, ob ein Hecht Deinem Köder folgt“. Entdeckst Du dann den Fisch frühzeitig, heißt es beschleunigen. Also nicht vor Schreck aufhören, einzukurbeln, sondern den Köder kontrolliert „flüchten“ lassen und dann stehen lassen. Der Hecht muss nun entscheiden, ob er sich zum Biss reizen lässt oder die Beute ziehen lassen will. Das kann funktionieren – wenn auch nicht immer.

Aus seiner Erfahrung weiß Uli Beyer, dass mitunter der Köder einfach nicht attraktiv genug ist, um den Räuber zum Zuschnappen zu provozieren. Ein Köderwechsel kann deshalb zum Erfolg führen. „Noch besser ist es aber, sich die Stelle und den Hecht zu merken und erst eine halbe Stunde später mit einem anderen Köder einen neuen Versuch zu starten“.

ULIS TIPP: Im Winter ist Tempo nicht so günstig, da die Fische als wechselwarme Tiere ebenfalls langsamer unterwegs sind. Hier empfiehlt Uli, mit kurzen „Jerks“ bzw. „Twitches“ den Köder zu präsentieren.

6. Köderführung

„So verschieden, wie die Köder heute sind, so verschieden sind auch die Präsentationsmöglichkeiten“, erläutert Uli Beyer. DIE optimale Köderführung gibt es daher nicht. Eine Beobachtung, die der Hechtexperte jedoch vor allem bei Einsteigern auf diesen Zielfisch beobachtet, ist die zu schnelle Köderbewegung.

Zu Beginn wird vielleicht noch etwas variantenreicher gefischt, doch je länger nichts beißt, umso mehr schwindet die Konzentration – und umso schneller wird die Angelei.

„Hechte sind jedoch richtig faule Kandidaten“, erklärt Uli. Sie liegen auf der Lauer und spähen nach möglichst leichter Beute. Der Köder muss also langsam und „krank“ daherkommen. Ein quicklebendig wirkender Fisch, der flott im Wasser unterwegs ist, lockt den Hecht jedoch nicht aus der Reserve: viel zu anstrengend, da hinterher zu schwimmen.

Mit kurzen Zupfern und regelmäßigem „Stehenbleiben“ wird der Flitzer zum kranken Fischchen und rückt damit ins Beutemuster des Räubers. Das trifft insbesondere auf die älteren, großen Hechte zu, auf die es viele Angler ja abgesehen haben. Also immer mit der Ruhe und mit Konzentration. So lässt sich ein Gummifisch am Grund ebenso lebensnah präsentieren, wie ein Wobbler im Freiwasser.

Dem Köder und der Situation  angepasst angeln

Halte die Rute tiefer, wenn Du den Köder ebenfalls tiefer präsentieren möchtest oder viel Wind von der Seite in die Schnur drückt. Beim Angeln mit Gummifischen – wenn Du guten Kontakt zum Köder halten möchtest – gehst du mit der Angel auch bis in die 10- oder 11-Uhr-Position. Der Hintergrund: Schnur im Wasser erzeugt beim Anhieb einen größeren Widerstand. Deshalb ist es hier günstiger, wenn mehr Schnur aus dem Wasser heraus ist.

Willst Du den Köder etwas tiefer präsentieren (z.B. einen Gummifisch oder Wobbler), gehst du mit der Rutenspitze etwas herunter. Willst Du hingegen, dass der Köder Höher läuft – z.B. um über ein Krautfeld hinweg zu kommen – bewegst Du die Rutenspitze etwas nach oben.

7. Position & Anhieb

Doch die beste Köderpräsentation ist witzlos, wenn die Fische nicht „hängen bleiben“. Wie Du schon im 1. Teil erfahren hast, besteht die Kunst beim Hecht darin, ihn trotz seines extrem harten Mauls an den Haken zu bekommen.

Diesem Umstand müssen die Rutenposition und der Anhieb unbedingt Rechnung tragen, damit Kraft auch wirklich vorne auf dem Köder bzw. Haken wirken kann. Das bedeutet, dass der Winkel zwischen Rute und Schnur so groß wie möglich sein sollte – zwischen 100 und 180 ° (Rute und Schnur also fast in einer Linie).

Wählst Du einen kleineren Winkel (z.B. um die 90 °), bleibt zur Seite nicht mehr viel Weg für den Anhieb übrig. So fehlt die Kraft am Haken und der Hecht zieht unbehelligt von dannen.

Die Bremseinstellung ist ebenfalls bedeutsam

Etwas Winkel sollte aber sein, damit der Köder zwischendurch absinken kann. Wichtig ist daneben aber auch die richtige Bremseinstellung. Sie darf nicht zu weich ausfallen. Die Schnur muss sich gerade noch mit größerem Krafteinsatz abziehen lassen.

TIPP Wenn beim Anhieb Schnur „durchrutscht“, kannst du die Bremse noch ein wenig weiter zudrehen.

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